/* Theme Color */

DMS Talks

Live Shopping — Live With Our Experts.

Please accept all Marketing Cookies to watch the video.

Present Better Live, Sell More Live

The idea of live shopping actually emerged before the first lockdown — but the pandemic created the perfect conditions to bring it to life. How can products be showcased in a compelling, real-time format? How do we win over customers in the moment? And why has live shopping gained such massive traction in recent years? Retail and agency professionals tackle these questions in this DMS Talk: Michael Buchacher, Managing Director of DMS, and Rainer Will, Managing Director of the Austrian Trade Association, join host Oliver Nitz, CMO of DMS, for a dynamic discussion. They’re joined by Marco Burkhardtsmayer, live shopping expert from Hamburg, who introduces the custom-developed software and shares first-hand learnings from its implementation. An eye-opening DMS Talk full of practical insights into one of retail’s fastest-growing formats: live shopping.

Please note: this DMS Talk is available in the German language only.

Transkript des DMS Talk zum Nachlesen

Herzlich willkommen und guten Abend zu unserem Webinar „Live Shopping einfach umsetzen“.
Mein Name ist Oliver Nitz. Ich bin CMO der Digitalen Mediensysteme und werde Sie heute durch den Abend führen. Bevor ich unsere hochkarätigen Referent:innen aus Österreich und Deutschland begrüße, erlauben Sie mir ein paar organisatorische Anmerkungen – bitte auch an die Referent:innen: Stellt euch stumm, ähm, wenn ihr nicht sprecht.

Das hilft uns sehr. Wir haben das Webinar heute bis 18:30 Uhr geplant. Ich nehme aber an, dass wir nicht so lange brauchen werden, weil wir einfach schneller sind. Sie können alle als Teilnehmer:innen Fragen stellen. Das machen Sie, indem Sie rechts oben in Ihrem Screen auf die doppelte Sprechblase klicken. Die finden Sie oben rechts in Ihrem Screen, links von dem kleinen „Gerade“-Symbol.

Und bitte geben Sie Ihren Namen ein und darunter die Frage. Es hat schon mal zur Verwirrung geführt, dass man in den Namen die Frage eingegeben hat – und dann sehen wir nix davon. Wären Sie so freundlich, das zu vermeiden; das wäre eine große Hilfe. Wir werden die Fragen dann versuchen, live zu beantworten. Es gibt zwischendurch immer kurze Zeiten, in denen wir darauf auch entsprechend eingehen können.

Ja, dann starten wir einfach mal – nun zu unseren Referent:innen. Eine ganz kurze Vorstellungsrunde; ein bisschen mehr dann im Einzelnen später von Ihnen.
Begrüßen Sie mit mir Rainer Will, Geschäftsführer vom Handelsverband in Österreich.

Rainer Will: Hallo, grüß Gott, Herr Nitz! Freut mich, hier zu sein. Ich freue mich, bei diesem Hot Topic auch einen Beitrag leisten zu dürfen.

Super, danke! Und dann nach Hamburg zu Marco Burkhardtsmayer.

Schöne Grüße in den Süden. Freue mich auch heute dabei zu sein, vor allem in der illustren Runde, und bin schon ganz gespannt auf die Fragen und den Austausch.

Super! Und unseren Gastgeber Michael Buchacher, Geschäftsführer der Digitalen Mediensysteme.

Live Shopping – das Teleshopping 2.0

Super. Von mir ein paar einleitende Worte dazu: Live Shopping – das Teleshopping 2.0, so wird es in Deutschland genannt – ist ein Trend aus China, wo inzwischen 9 bis 10 % aller E-Commerce-Umsätze über Live Shopping gemacht werden, was eine beachtliche Zahl ist. Man rechnet mit ungefähr 60 Milliarden US-Dollar Umsatz pro Jahr weltweit in dem Bereich. Wir sehen diesen Trend jetzt auch nach Europa und in die USA rüberschwappen.

Wir sehen vor allen Dingen in Deutschland, wie toll Profis – gerade in der Mode – oder auch so jemand wie die OTTO … die dort sehr aktiv sind. Deshalb haben wir heute aus dem Modebereich auch den Kai dabei, von Breuninger, der dazu dann – wie gesagt – gleich noch ein bisschen was sagen wird.

Wir sehen auch stationäre Händler. Wer es nicht kennt: sehr zu empfehlen – „Held der Steine“, ein Frankfurter Lego-Steine-Händler. Man wird da einiges dazu finden, weil der junge Mann auch abgemahnt worden ist von LEGO, weil er auch chinesische Produkte verkauft. Egal – lange Rede, kurzer Sinn: Durch den Lockdown, auch in Deutschland, hat der junge Mann die Not zur Tugend gemacht und einen Livestream bei YouTube ins Leben gerufen, wo er über verschiedene Steinkollektionen und Modelle philosophiert – mit Millionen Zusehern.

Das heißt also: Auch Kleine können sehr, sehr erfolgreich über das große Internet sein. Und dann vielleicht auch interessant: zum Beispiel „The Deal Guy“, ein Amerikaner, der täglich über Amazon Live Produkte vorstellt – vor allen Dingen Consumer-Products – und hierfür dann von Amazon mit Verkaufsprovisionen entsprechend belohnt wird. Amazon hat den Trend aufgegriffen und einen eigenen Live-Kanal aufgebaut.

Dazu – aber schauen wir uns mal an, was hier vor der Haustür passiert, und ich würde jetzt gerne mit dem Rainer Will mich kurz unterhalten, ähm, und ihn kurz bitten, zwei, drei Sachen zu sich zu sagen. Und dann kommen wir auch zu der Sichtweise im österreichischen Markt und vom Handelsverband darauf. Ich übergebe das Wort an Rainer Will, mit vielleicht einer kurzen Vorstellung.

Horst … ähm … Rainer, wir können dich gar nicht hören.

Ich glaube, immer noch nicht. Jetzt? Jetzt müsste es … ja. Jetzt heißt es weiter weggehen – und jetzt deutlich. Über dieses Internet – das ist ja noch neu … bitte. Das ist was Neues.

Ja, lieber Nitz, danke für die Einleitung. Rainer Will ist mein Name. Ich bin Geschäftsführer des Handelsverbandes. Seit sechs Jahren vertreten wir über 4.000 Handelsunternehmen in Österreich und haben eine Marktabdeckung – als freiwilliger, überparteilicher und unabhängiger Handelsverband – von 80 % aller Handelsumsätze in unserem Land.

Wir decken verschiedenste Handelsbereiche ab – vom Lebensmittelhandel, der in der Coronakrise nicht nur die Mund-Nasen-Schutz und jetzt die FFP2-Masken für die Bevölkerung bereitgestellt hat, die wir vertreten, sondern auch den Non-Food-Handel und den Internet-Einzelhandel insgesamt. Vom kleinsten Ein-Mann-/Ein-Frau-Betrieb bis zum Konzern sind wir Sprecher und Partner des Handels – und von der Lebensmittel-Versorgungssicherheit bis zum E-Commerce decken wir viele Themen ab.

Also, ich würd sagen, wir sind so ein Hybrid aus HDE, BvH und Händlerbund, wenn man das nach deutschen Maßstäben nimmt. Aber: Wir haben auch eine Wettbewerbsbeschwerde gegen Amazon geführt, weil wir uns für Fairplay einsetzen – und zwar nicht nur auf Ebene der Gewinnsteuern, sondern auch auf der Ebene der Arbeitsverhältnisse und der Mehrwertsteuer. Und daher ist nicht alles, was aus China kommt, für uns gut – insbesondere, wenn es unter der 22-Euro-Grenze zoll- und mehrwertsteuerfrei und falls … Geräte in unser Land kommen. Denn uns sind natürlich auch die Betriebsstätten wichtig und die Arbeitsplätze – in die Zukunft zu führen.

Und Live Shopping ist natürlich auch ein ganz toller Zukunftsbaustein, der Gegenwart geworden ist.

Danke für die einleitenden Worte und danke auch für Ihre Vorstellung. Ich bin ein Freund des Handelsverband Talks, unter anderem eben auf Clubhouse, was eine grundsätzlich gute Sache ist, die Sie da machen – großartig. Ich hab mir mal aufgeschrieben, am 11.02., ich zitiere: „Je kleiner der Betrieb und je weniger digital, desto dicker das Minus – bis hin zu Totalausfällen – in den Lockdown-Zeiträumen. Der heimische Onlinehandel in Österreich konnte hingegen um 17 % zulegen – ein neuer Rekordwert. Damit bildet sich das veränderte Kaufverhalten der Konsument:innen durch die Pandemie in Zahlen ab.“

Welche Onlinehändler gewinnen aktuell in Österreich – oder welche Händler überhaupt?

Rainer Will: Ja, also: Der Lebensmittelhandel hatte natürlich die luxuriöse Situation, dauerhaft – durch die Güter des täglichen Bedarfs – offenzuhalten. Wir haben ja durch die Corona-Krise drei harte Lockdowns durchlaufen im letzten Jahr, die – schlechter – für den Handel strenger kaum hätten kommen können: Das erste um das Ostergeschäft, das zweite zu den Einkaufstagen Black Friday und Cyber Monday, und der dritte – das Weihnachtsgeschäft – beschnitten. Denn 10 % des Weihnachtsumsatzes passieren ja auch zwischen 24. Dezember und 31. Jänner.

Daher haben 85 % aller österreichischen Händler angegeben, ein Drittel im Schnitt an Umsätzen im letzten Jahr coronabedingt eingebüßt zu haben – und ganze 75 % gehen auch heuer davon aus, dass es nicht besser werden wird. Das heißt: Die Situation an sich ist sehr, sehr pessimistisch. Amazon hat bis zu 30 % Umsatzzuwächse verzeichnen können. Sie haben es schon erwähnt: Insgesamt ist der E-Commerce beispiellos gewachsen – um +17 %. Stärker ist nur das Paketvolumen angewachsen – aufgrund der Retouren und Teillieferungen.

Und daher haben wir in den letzten Monaten mehr digitalisiert als in den letzten Jahren. Der Handelsverband hat mit E-Commerce Austria nicht nur im Backend die neuesten Verordnungen in kurzen Worten mit den Mitgliedern und Unternehmer:innen geteilt, sondern eben auch ein Frontend gebaut, sodass die Trends Balkonien, Cocooning, Regionalität und Nachhaltigkeit gestärkt werden können – und man damit auch ein Stück weit Regionalität von regionalen Anbietern kaufen kann.

Aber man muss schon differenzieren: Wir haben 14.000 Webshops in Österreich, und natürlich ist das ein Superstar-Prinzip – die größten haben am meisten gewonnen. Aber auch spannende Nischenplayer haben zugelegt. Da gibt es spannende Beispiele. Und das Kaufverhalten ist gekommen, um zu bleiben.

Es haben sich viele Dinge verändert durch Corona: kontaktlos – die Freigrenze von 25 auf 50 Euro wurde erhöht, sodass man noch weniger PIN-Eingaben tätigen muss. Und viele Risikogruppen oder Personen, die besonders durch Covid gefährdet sind, haben halt gelernt, wie es ist, Lebensmittel – aber auch andere Produkte – online zu shoppen, die sonst – aufgrund der Filialdichte, in der Österreich fast Europameister ist – eher vor die Haustür gehen und sprichwörtlich in zwei Geschäfte reinfallen.

Klobiges oder Gewichtigeres – das beschafft man online; das ist praktisch. Daher wird der E-Commerce-Anteil sicherlich weiter hoch bleiben – durch die Corona-Krise. Letzter Satz: Es ist jede:r gefordert, diese – ja – Potenziale zu realisieren, und daher braucht es auch Chancengleichheit, damit das möglich ist.

Danke. Eine Frage dazu: Wie sehen Sie es mit der Investitionsbereitschaft in den Bereich digital – quer durch den Handel?

Rainer Will: Also, die Bereitschaft ist hoch. Nur: Wenn kein Cash in der Kasse ist, dann kann die Bereitschaft noch so hoch sein – dann funktioniert’s halt nicht. Das ist am Schreibtisch leicht erklärt, aber wenn ich alle Produkte auf –50 bis –80 % rabattieren muss, damit ich Liquidität sichere, ist klar, dass ich nicht die großen digitalen Schritte setzen kann.

Das Glück ist: Viele Webshop-Angebote sind schon günstig möglich. Das heißt, dass auch viele Kleine diese Quick Wins genutzt haben. In Summe: ein Schub an Rapid Cycling im Strukturwandel. Aber wir wissen beide: Der Webshop ist ein Sandkorn im All, wenn man nicht auch SEO, SEA und Convenience mitlaufend investiert. Erfolgreich sein ist komplex.

Wir haben in Österreich jetzt gerade – gestern – neue E-Commerce-Förderungen erhalten, die für kleine Händler wirklich ein Anschub sein können. Wir hoffen, dass die eine oder andere Kriegskasse noch gefüllt ist, sodass viele kleinere einen Schritt setzen können.

Ja, super, danke. Wie sehen Sie das mit dem Thema Live Shopping, wenn wir schon von Webshops sprechen?

Rainer Will: Ja, also: Ich seh’s als Riesenpotenzial. Sie haben China bereits erwähnt. Asien war da oft Vorreiter. In Zeiten von Ausgangsbeschränkungen, in denen Menschen sozial/psychologisch beeinträchtigt sind, weil sie sich nicht treffen können – oder nur mit Maske, wodurch Mimik/Gestik verloren gehen –, ist genau Live Shopping ein neuer Weg, nicht alleine zu sein in der Kaufentscheidung.

Bis zur Kaufentscheidung – je nach Produkt – vergehen bis zu drei Monate. Live Shopping ist da ein ganz entscheidender Baustein. Wir Österreicher sind da leider immer ein bisserl hinterher, aber ich hoffe, dass einige große Händler aufspringen – und dann auch kleinere animieren. Oftmals sind’s die Kleinen in Nischen, die so einen Schritt setzen.

Wir haben ja heute auch spannende Händler dabei – da werden wir sicher noch mehr hören. Ich wünsche mir viele Schritte. Und noch eins: Unser Omnichannel Readiness Index zeigt, was Menschen wollen vs. was Händler bieten. 25 % wünschen sich eine WhatsApp-Funktion, um Händler anzuschreiben. Wissen Sie, wie viele das anbieten? 2 %. Genau da ist Live Shopping integraler Bestandteil – am besten mit Same-Day-Delivery. Aber das kostet. Die gesamte Kette muss man beleuchten – enorme Potenziale.

… Ja, das glaube ich. Kann ich mir gut vorstellen – und auch eine Empfehlung von uns: Der Omnichannel Readiness Index ist tatsächlich eine interessante Übersicht zu dem, was in Österreich passiert – zum Thema Digitalisierung, gerade im Handel. Danke mal für die Sicht. Ich finde spannend, dass Sie sagten, man kann quasi ohne Maske einkaufen – was das Ganze sympathisch macht und den Einkauf unterstützt. Super, danke.

Jetzt rüber zu Michael Buchacher, unserem Gastgeber heute Abend, hier in diesem wunderschönen Studio. Ähm, Michi, erzähl mal: Wie siehst du … erzähl doch mal was zu DMS – das wäre mal interessant – und dann in weiterer Folge wär’s spannend, deine Sicht zu hören – als Profi in der Digitalisierung des stationären Handels.

Michael Buchacher: Ja, sehr, sehr gerne. Freut mich noch mal, dass Sie heute Abend hier sind. Zu DMS ganz kurz: Ich habe DMS 2004 gegründet – damals schon deswegen, weil ich den Handel liebe und froh bin, dass es den stationären Handel auch in Zeiten von Internet und Amazon usw. gibt – und er aus meiner Sicht gestärkt gehört. Zugleich lieben wir natürlich digital – und somit ist die Geschichte schnell erzählt: Wir machen den Handel digital.

Omnichannel-Readiness

Das bedeutet, dass wir im Wesentlichen Lösungen für Händler liefern, Geräte liefern, die visuell passieren – das heißt Screens, wie sie überall zu sehen sind –, die einerseits das Shopping-Erlebnis verbessern, Produkte besser inszenieren können, aber natürlich auch viele Funktionen, die in Richtung Omnichannel-Readiness gehen.

Das heißt: Artikel, die aus Gründen der Verkaufsflächengröße oder Lagerstand-Systematik vor Ort nicht verfügbar sind, können dennoch – während ich offline, also im stationären Handel einkaufe – bestellbar und sichtbar gemacht werden. Das ist das eine Thema. Ein weiteres wesentliches Thema für uns ist Audio – Instore Radio –, weil es um Branding, Gestaltung und Veränderung des Einkaufserlebnisses geht. Nicht nur Musikprogrammierung, sondern auch Inhalte.

Für uns ein sehr wesentlicher Kanal, den wir seit Gründung erfolgreich liefern. Und das geht – nicht nur, aber auch – bis zu Maßnahmen, die den stationären Handel, ähnlich dem Internet (wenn auch weniger weit gehend), Metriken generieren lassen. Das heißt, über Sensorik und Erkennungssysteme sehen wir, wann welcher Traffic im Store ist, um über die digitalen Medien vor Ort zielgerichteter zu kommunizieren.

Wichtig ist uns, dass diese Maßnahmen schnell und effizient – sprich finanzierbar – umsetzbar sind. Wir sind Umsetzer, hemdsärmelig. Keine riesigen Konzepte wälzen – einfach tun.

Die Krise hat uns – bzw. unsere Kunden – zu Beginn in eine Schockstarre versetzt. Wir haben daraufhin neue Technologien etabliert, um zu helfen, besser durch die Krise zu kommen: Frequenzmanagement auf der Fläche, Schutz der Kund:innen und Mitarbeiter:innen. Das ist wichtig – aber nicht nach vorne gerichtet. Deshalb finde ich Live Shopping so wichtig und richtig: ein großer Trend, auf den wir jetzt aufspringen sollten.

Es ist eine Maßnahme, die es möglich macht, weiter zu investieren, online und offline zu verbinden: Beratung und kuratiertes Vorstellen von Produkten – der Boutique-Charakter –, und Erklärprodukte (z. B. Kaffeemaschinen, Möbel) mit hohem Erklärungsbedarf. Für jede Branche findet man den richtigen Twist.

Live Shopping ist dafür perfekt geeignet – ohne Maske auf der Couch, aber näher dran an der Filiale. Passt auch in unser Portfolio: Content-Produktion, Studio und Produktionskapazitäten – wir betreuen Kund:innen in 13 Ländern.

Frage: Was kostet so was? Kann sich das jede:r leisten – oder nur die Großen? Muss man gleich ein ganzes Studio aufbauen?

Michael Buchacher: Grundsätzlich nein. Es ist nicht teuer – wichtig war uns, Dinge einfach umsetzen zu können. Produktion muss nicht so aufwendig sein wie hier – mit professionellem Kameraequipment. Es geht auch mit einem iPhone/Android-Telefon.
Software-Lösung: knapp unter 1.000 Euro pro Show möglich. Wie einfach das geht, zeigt uns Marco später.
Wenn die gesamte Produktionsleistung von uns kommen soll – inklusive Gerätemiete, Licht, Kamera, Regie, Ton –, dann reden wir irgendwo über 3.000 bis 5.000 Euro pro Produktion. Also nicht unfinanzierbar – auch für kleinere Händler gut machbar. Vorausgesetzt, es gibt einen Online-Store, in dem die Transaktion durchgeführt werden kann.

Frage: Also auch was für die Kleinen … wie bei Influencer:innen – aus der Küche heraus Reichweite aufbauen?

Michael Buchacher: Genau. Kontinuität ist wichtig. Wie bei Social Media: Einmal verpufft. Nicht täglich, nicht wöchentlich zwingend, aber in einem fixen Rhythmus.

Jetzt rüber zu Marco nach Hamburg. Marco, zwei, drei Sachen zu dir. Du bist natürlich hier der Macher von Live Shopping in Deutschland – so ein bisschen. (Lacht.) … Und vielleicht aus dem Nähkästchen: KPIs, Erfolge, Zufriedenheit, Stellschrauben – und ein paar Tipps. Marco zeigt uns im Anschluss auch seine Softwarelösung, die in Deutschland eingesetzt wird – damit wir sehen, wovon wir hier die ganze Zeit reden.

Marco Burkhardtsmayer: Genau. Marco Burkhardtsmayer, Gründer von MUSE Content. Wir sind seit 2019 im Bereich Live Shopping unterwegs – also pre-Covid schon. Damals haben wir uns blaue Nasen geholt – keiner wollte das Thema anpacken. Anfang 2020 hat sich das geändert, großer Push. Dann kamen die First Mover, wir haben die ersten Shows veranstaltet, Learnings geholt. Weiter gemacht mit den Herrschaften von Tchibo und Esprit.

Es gibt eine Palette an KPIs. Zwei sind dominant: Reichweite (wie viele Leute ich erreiche) – und Umsatz in der Show.
Beispiel Tchibo: wöchentliche Shows, Mi 18–19 Uhr. Montag sind die Kataloge da, Dienstag Peak-Traffic im Web, Mittwoch Show – das setzt einen drauf. Starke Community, mehrere tausend Viewer, 500–800 Aktivitäten im moderierten Chat. Es geht oft nicht primär um den Verkauf, sondern um Erläutern, Fragen, Interaktion. Monetär entwickelt sich daraus ein eigener Absatzkanal. Tchibo schafft gerade ein Live-Shopping-Team (2 Mitarbeiter).

Es gibt zwei Show-Konzepte:

  • Event-Konzept (größer, aufwendiger – starker Impact).
  • Lean Shows (abgespeckt; 1 Kameramensch oder mobil; deutlich unter 1.000 € Produktionskosten).

Schweizer Unterwäsche-Marke: regelmäßig live – nur innerhalb des Loyalty-Programms (Stammkund:innen). Riesenerfolg trotz nur 200–300 Viewer – dafür Conversion 10–18 % (vs. 5–7 % im Shop).

Das ist keine zeitgeistige Covid-Nummer. Engagement ist da; Kunden wünschen weitere Formate. Beispiele mit regelmäßigen Shows: Esprit, Tchibo, Douglas, Karls (Norddeutschland; Marmeladen etc. – wöchentlich). Mediatheken im Nachgang – super für Fashion (Passform) oder Beauty (Farben, Deckkraft).

Aktivierungsstrategie ist der Schlüssel. Bei Tchibo haben wir in den ersten vier Shows die Viewerzahlen verzehnfacht (richtige Strategien).

Frage: Optimale Reichweite zum Start?
So viele wie möglich – aber kein Muss. Beispiel Zwillingsherz: ein Jahr lang jeden Do 17:30 Insta/Facebook live – 50–100 Viewer – konsequent, positiver Absatz. Jetzt auf eigene Live-Shopping-Software gewechselt (Einbettung auf der Website). Social abgesenkt, weil dort Absprungraten hoch sind (45-Sekunden-Snacken). Im eigenen Live-Erlebnis auf der Brand-Site: Verweildauer ~ 50 % des Streams (≈ 15 Minuten). Commitment ist anders.

Frage: Streamlänge?
20–30 Minuten hat sich bewährt. Manchmal 1 Stunde als 4×15-Minuten-Blöcke (Themenbereiche).

Frage: Eigene Plattform?
Wir haben anfangs mit Marktbegleitern gearbeitet. Viele Lösungen limitierten Pro-Setups (kein Profi-Kamera-Zuspiel). Daher haben wir eine eigene Software gebaut – ohne die Limitierungen.

Frage: Teilnehmerzahl?
Wir erwarten diese Woche 15–25.000 Teilnehmer in einem Stream. Typisch gute Ergebnisse: 2.000–8.000 bei großen Brands, 100–1.000 bei kleineren.

Frage: Wie viele Produkte pro Show?
Hauptfehler: zu viele. Empfehlung: 6 Outfits / ~15–20 Produkte max. Lieber öfter live gehen als einmal zu voll. Infotainment funktioniert: z. B. Nachhaltigkeit bei Tchibo (~3.000 Viewer).

Hinweis an Zuseher:innen: Fragen über zwei Sprechblasen rechts oben; bitte Name vor die Frage, nicht als „Name“ eintippen.

Frage: Wie „bidirektional“ sollte der Stream sein?
Live lebt von Interaktion. In 20 Minuten greifen wir ~10 Fragen live auf, Rest beantwortet das Moderator:innenteam im Chat.

Bitte an Marco: Demo der Software (die DMS in Österreich anbietet), damit man sieht, wie das aussieht.

Marco: Gerne – wir schauen uns Ausgabe an (kein Backend).

Demo-Beschreibung (mobil):
Vollflächiger Stream, oben Produkte (scrollbar). Produkte lassen sich liken, öffnen. Produktklick führt per iFrame auf die Produktdetailseite im Shop der Marke (Größen wählen, in den Warenkorb). Der Stream läuft weiter in einem kleinen Player unten (Bild-in-Bild) – analog zu YouTube/Netflix. Ziel: keine Absprünge, der Stream bleibt immer sichtbar, auch wenn man kurz WhatsApp checkt.

Warenkorb-Icon führt in den Shop-Checkout (Login/Payment beim Shop, nicht bei uns). Unten angeheftete Info (Rabattcode/Call-to-Action). Chat beitreten, Fragen stellen; Moderator:innen antworten (Antworten blau markiert). Chat ausblendbar. Marken können Produkte ein-/ausblenden, während des Streams wechseln. 16:9 wird voll unterstützt (quer/hoch mobil & Tablet). Desktop: zusätzliche Lautstärke-Feinsteuerung, ansonsten aufgeräumte Oberfläche – Fokus auf den Stream.

Frage: Wo kaufe ich? Bei euch oder im Shop der Marke?
Im Shop der Marke. Wir liefern die Live-Erlebnis-Schicht (Video/Chat/Overlay), keine Zahlungs-/Kundendaten-Verarbeitung durch uns. DSGVO-Klärung daher meist 1–2 E-Mails.

Frage: Kann man die Show selbst produzieren (nur Software lizenzieren)?
Ja. Lizenz + Support möglich; Produktion inhouse oder punktuell mit DMS/Partnern zukaufbar. Schnell & kostenverträglich.

Frage: Branding?
Vollständig White-Label. Oberfläche wird an die Brand-CI angepasst (Logo/Farben etc.).

Frage: Kategorien/Branchen?
Fernost: praktisch keine Limits (selbst Mangos). In Europa derzeit: Beauty #1, Fashion #2, Electronics stark, Unboxings (z. B. Samsung). Auch Autos (Limited Editions) kommen. Generell alles mit Erklärbedarf.

Frage: Moderator:innen – intern vs. Influencer?
Intern ist oft besser (Produkt-Know-how, Authentizität). Beispiel Tchibo: Produktmanagerin zeigt Kaffeevollautomat – großartige Show, Insights, Liebe zum Produkt. Influencer sind andere Medien gewohnt (brechen live ab, „machen neu“). Intern mit Guides/Briefings aktivieren.

Rainer Will (Kommentar): Heute viel gelernt – Umsetzung, Professionalität, Emotion. Gut, dass es Partner wie DMS und MOUSE Content gibt, die Händler unterstützen.

Danke!

Wenn keine weiteren Fragen sind: Danke allen Zuhörer:innen, die sich die Zeit genommen haben. Wir schicken den Aufzeichnungs-Link separat zu und stellen ihn online, damit man’s nachsehen oder teilen kann. Für alle, die sich für das Thema interessieren und hören möchten, was die Profis tun, die Sicht des Handelsverbandes auf den Markt und die Lösung. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung – hoffentlich im nächsten Webinar, in einem so schönen Setting. Mir hat’s Spaß gemacht – und ich nehme an, allen anderen auch.

Ganzes Transkript anzeigen